Mit dem eigentlichen Ziel Sahara vor Augen geht es zunächst ganz bequem vom Hunsrück-Airport per Direktflug nach Marrakech, wo am Flughafen nach umfangreichen Pass- und Sicherheitskontrollen erst einmal das Besorgen einer marokkanischen SIM-Karte und Geld tauschen angesagt ist. Dann raus, Shuttle suchen. Niemand da. Keine Handynummer, keine Adresse vom Riad. Meine Gelassenheit ist dahin.
Nachdem ich mithilfe einiger Marokkaner die Adresse des Riads recherchiert und einen Taxifahrer gefunden habe, der mich zumindest zum Djemaa el Fna fahren würde, von wo ich mich dann im Dunklen mit dem ganzen Gepäck – Dromedare bevorzugen Reisetaschen – erst über den großen Platz, der sich am Abend in ein gigantisches Freiluft-Restaurant verwandelt, und anschließend durch das enge Gassenlabyrinth der Medina zu dem mir unbekannten Riad hätte durchschlagen müssen, taucht glücklicherweise mein Fahrer wieder auf. Kaum haben wir das erste Tor in der roten Stadtmauer erreicht, ist die Anspannung wie weggeblasen, so ergriffen und fasziniert bin ich aufs Neue von der Energie dieser pulsierenden Stadt. Da der große Platz mit seinen Garküchen, Gauklern, Geschichtenerzählern, Trommlern, Wunderheilern und Schlangenbeschwörern am Abend für Autos gesperrt ist, geht es zu Fuß weiter – geführt von einem alten Mann, der das Gepäck auf einem Handkarren durch die engen Gassen, die kein Auto passieren kann, zum Riad zieht.
Angekommen im Riad genieße ich den milden Abend bei marokkanischem Tee und Tajine allein auf der Dachterrasse mit Blick auf den großen Platz, von wo das Stimmengewirr und die Trommelschläge durch die Nacht dringen.
Am nächsten Morgen treffe ich Johanna im Innenhof zum Frühstück, bevor wir die schwere Holztür des Riads hinter uns lassen und gemeinsam die Souks erkunden.
Ein kleiner Abstecher zum Mittagessen auf die Dachterrasse vom Nomad muss natürlich sein.
Bis zum Abend trifft auch der Rest unserer kleinen Reisegruppe ein und wir verbringen eine weitere Nacht im Riad, bevor es am nächsten Morgen gleich mit zwei Großraum-Taxis losgeht – durchs Atlas über die Film- und Wüstenstadt Ouarzazate bis nach Zagora.
Nach einer schnellen, erfrischenden Runde im Pool heißt es dann schon wieder „alle rein in den Land Rover“ und gemeinsam fahren wir zu Brahims Familie. Seine Mutter und seine Schwester Fatima haben Couscous für uns gekocht. Traditionell essen wir Nicht-Vegetarier zunächst das Gemüse mit Couscous, bevor Brahims Mutter das Fleisch, das in der Mitte des Couscous-Kegels thront mit den Händen zerteilt, von den Knochen befreit und jedem von uns seine Portion zuteilt. Wir sitzen vor dem Lehmhaus gemütlich auf Teppichen und Kissen und bewundern zunächst den Sonnenuntergang und später den grandiosen Sternenhimmel mit der Milchstraße.
Brahim hat einen Bekannten gebeten, eine Auswahl an Schals und Gewändern zu bringen, sodass wir vor dem Essen die Gelegenheit haben, uns mit passenden Outfits für die bevorstehende Tour auszusuchen. Da ich bereits in Marrakech zwei kurze Schals besorgt habe, kaufe ich „nur“ ein langes Tuch im Indigo-Blau der Tuareg und zwei Tunika.
Die Gastfreundschaft der Familie genießen zu dürfen, ist etwas ganz Besonderes. Sie musste ihr Nomadenleben aufgeben, da die Wüste nicht mehr genug Nahrung für die Tiere bieten konnte.
Zurück im Hotel treffen wir uns noch auf ein Glas marokkanischen Rotwein an der Hotelbar, bevor ich die letzte Nacht mit WLAN und Blick auf den Pool verbringe voller Vorfreude auf die nächsten Tage.