Wer offenen Auges durch „Vieux Lyon“, die Altstadt unterhalb der Basilika Notre-Dame de Fourvière läuft, sieht immer wieder suchende Blicke und tastende Hände, die vorsichtig gegen Türen drücken.
Und wer sich traut und seiner Neugier freie Bahn lässt, wird überrascht sein. Denn einige der schweren Holztüren öffnen sich und geben den Weg frei in versteckte Gänge, die durch Innenhöfe führen und im Verborgenen die Straßen der Altstadt miteinander verbinden.
Die sogenannten „Traboules“ sind eine Besonderheit Lyons. Sowohl in der Altstadt am Soane-Ufer wie auch in dem alten Seidenweber-Viertel „Croix-Rousse“ auf der Presqu’île – zwischen den beiden Flüssen – nutzte man die verwinkelten Passagen- und Treppengänge, um auf diese Weise die steil ansteigende Topografie zu überwinden, welche keinen Platz für weitere Straßen bot.
Während die versteckten Passagen in Vieux Lyon aus der Renaissance stammen, sind sie in Croix-Rousse jüngeren Datums und dienten den Seidenwebern, um ihre kostbaren Stoffe schneller und vor Regen geschützt transportieren zu können.
In der Résistance im Zweiten Weltkrieg und beim Aufstand der Seidenweber wurden die Traboules zudem als Verstecke und Fluchtwege genutzt.